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Vorbilder-Reihe Paragraphinnen & ÖRAK: Mag. Kathrin Schuhmeister

Seit Jänner 2016 führen Sie Ihre Kanzlei in Schwechat, Niederösterreich. Haben Sie immer gewusst, dass Sie eine eigene Kanzlei eröffnen möchten?

Ich habe im Leben immer das Ziel gehabt selbständig zu sein, diesen Wunsch habe ich mir mit der eigenen Kanzlei erfüllt. Über die Jahre habe ich mich dann von der selbständigen Anwältin zur Unternehmerin entwickelt, dies hat den Vorteil, dass ich dank großartiger Mitarbeiter mich mehr um die Belange der Kanzlei kümmern kann und ich im Tagesgeschäft nicht mehr so eingespannt bin. 

Falls Sie gezögert haben, was waren die Gründe? Welche Sorgen hatten Sie vor der Eröffnung? 

Ich hatte zu Beginn große Bedenken und bin ich für den damaligen familiären Rückhalt nach wie vor sehr dankbar bin. Immerhin war ich gerade erst 31 Jahre jung, wie ich meine Kanzlei eröffnet habe. Ich startete von Null, hatte keine Mandanten und musste einiges in die neuen Büroräumlichkeiten investieren. Die größte Sorge am Anfang: Wie komme ich zu Mandanten? Glücklicherweise bin ich ein sehr kommunikationsfreudiger Mensch und eine gute Netzwerkerin, weshalb ich in den ersten Monaten bereits gute Mandate für meine Kanzlei gewinnen konnte. 

Was hätten Sie vor Ihrer Selbstständigkeit gern früher gewusst?  

Ich hätte während dem Studium bereits eine Grundahnung von Buchhaltung, Steuern, Unternehmensführung gehabt. Das lernen wir im Studium in keinster Weise, man wird ins kalte Wasser geworfen und lernt mühsam schwimmen. 

Ein Vorurteil gegenüber kleinen Kanzleien (insbesondere Außerhalb von Wien) ist, dass man alles können muss, es aber doch langweilig wird. Wie werten Sie diese Aussage? Hatten Sie zu Ihrer Studienzeit Vorurteile gegenüber kleineren Kanzleien? 

Langweilig? Was ist das? Wie schreibt man das? 😊 Wenn ich meine beiden Konzipientinnen fragen würde, bin ich mir sicher, dass dieses Wort bei uns in der Kanzlei keiner kennt. Wir haben wöchentlich mit teilweise skurrilen, lustigen und rechtlich „noch nie dagewesenem“ zu tun 😊 Da kommt daher keine Langeweile auf. Ich finde kleine Kanzleien haben vielmehr den Vorteil der Abwechslung auf ihrer Seite. 

Ich selbst hatte keine Vorurteile, da kleinere Kanzleien zumeist ein besseres Arbeitsklima haben. 

Welche Vorteile hat eine kleinere Kanzlei im Vergleich zu größeren Anwaltskanzleien? Was lieben Sie am meisten an Ihrer Kanzlei-Struktur?

Ich wusste für mich immer, dass ich selbst niemals ein kleines Rädchen in einer großen Wirtschaftskanzlei oder dergleichen sein möchte. Selbstbestimmung ist mein wichtigster Wert im Leben. Dieser Wert kann in kleineren Strukturen sowohl für mich als auch für meine MitarbeiterInnen viel leichter erfüllt werden.

Wir leben eine wertschätzende Unternehmenskultur und arbeiten als Team. Die Werte sowohl von mir als auch meinen MitarbeiterInnen müssen ebenfalls Erfüllung finden, denn sonst wird man auf Dauer in seiner Arbeit keinen Sinn und keine Freude fühlen. 

Wie kann man sich in Niederösterreich am besten mit Kolleginnen und Kollegen vernetzen? 

Gute Frage, ich würde mir hier ehrlicherweise tatsächlich Möglichkeiten wünschen. 

Fortbildungsveranstaltungen sind der häufigste Ort, wo andere KollegInnen kennengelernt werden können. Über die Jahre ergeben sich hierdurch unter anderem auch tolle Freundschaften. 

Wie definieren Sie für sich Erfolg?  

Wenn meine Kanzlei dank einem großartigen Team reibungslos läuft, die Mitarbeiter in ihrer Arbeit Erfüllung finden und die Mandanten zufrieden sind. Sowie die gesetzten Umsatzziele erreicht werden. 

Welchen ultimativen Karrieretipp haben Sie für junge Frauen, die Anwältinnen werden möchten? 

Nicht zu lange über alles nachdenken, einfach machen. Wir Frauen denken einfach zu viel nach, bevor die ersten Schritte gemacht werden. Das ist oft ein Hindernis.

Mag. Kathrin Schuhmeister