Wie definieren Sie für sich die „Frauenpower in der Anwaltei“?
Seinen persönlichen Weg als Rechtsanwältin zu verfolgen und sich nicht von falschen und überholten Vorstellungen von Geschlechterrollen beeinflussen zu lassen.
Wie glauben Sie, können sich Frauen im Stand gegenseitig unterstützen? Wie können junge Juristinnen von den erfahrenen Anwältinnen lernen?
Wenn mehr Ämter im Stand von Frauen besetzt werden würden, wären einerseits die Frauen im Stand sichtbarer und andererseits bietet dies die Chance einer entsprechenden Unterstützung von Frauen im Stand.
Darüber hinaus ist ein persönlicher Erfahrungsaustausch mit anderen Kollegen und Kolleginnen bei Veranstaltungen wie zB dem österreichischen Anwaltstag sehr wertvoll und nützt vor allem Jüngeren, um sich ein Netzwerk aufzubauen.
Sie arbeiten als Anwältin in der Familienkanzlei mit Ihren zwei Schwestern, die ebenso Anwältinnen sind. War das immer der Plan oder hat es sich so ergeben?
Einen Plan gab es in diesem Sinn nicht.
Meine Schwester Theresia hat zu Beginn ihrer Karriere einen gänzlichen anderen Weg eingeschlagen, sie ist ausgebildete Volksschulpädagogin. Sie hat sich jedoch dann dazu entschieden, mit mir das Jus-Studium zu beginnen.
Meine Schwester Eva-Maria hat in den ersten Jahren als Juristin in einer Anwaltskanzlei in Wien gearbeitet.
Ich selbst hatte lange den Plan ebenso in einer anderen Anwaltskanzlei zB in Wien tätig zu sein. Ich habe aber letztlich die Vorteile in der Familienkanzlei in Oberpullendorf erkannt. Ein wesentlicher Vorteil war für mich, dass ich als Konzipientin nicht nur mit rechtlichen Recherchen beschäftigt wurde, sondern ich früh in sämtliche Arbeiten eingebunden wurde und bereits sehr rasch, relativ selbstständig Akten bearbeiten konnte.
Erst kurz bevor unser Vater in Pension ging, haben wir sodann konkrete Pläne über die Zukunft der Kanzlei geschmiedet.
Was ist die größte Herausforderung in der Zusammenarbeit mit der Familie? Was ist der größte Vorteil?
Die größte Herausforderung ist es wohl, dass unternehmerisch unterschiedliche Ansichten und Streitpunkte nicht zu persönlichen, familiären Konflikten führen. Das Berufsleben sollte also vom Privatleben streng getrennt bleiben.
Der größte Vorteil ist, dass man seine Unternehmenspartner wirklich gut kennt und daher eine solide Vertrauensbasis besteht.
In unserer Familie besteht zudem der Vorteil, dass wir alle offen Probleme ansprechen können und trotz unterschiedlicher Ansichten und Persönlichkeiten immer eine Lösung finden. Zusätzlich ist es eine Besonderheit unserer Kanzlei, dass beinahe alle unsere Mitarbeiter seit den Anfängen unserer Kanzlei tätig sind und bei uns ein Zusammenhalt ähnlich einer großen Familie herrscht, ganz nach dem Motto miteinander füreinander.
Welche Skills braucht man, um eine Kanzlei erfolgreich zu machen?
Eine Kanzlei erfolgreich zu führen, erfordert eine breite Palette an Fähigkeiten, die neben juristischem Know-how auch unternehmerisches Geschick umfasst.
Die juristischen Fähigkeiten sollten je nach Interesse zwischen den einzelnen Juristen bzw Anwälten aufgeteilt werden. Ebenso ist es m.E. sinnvoll, die verschiedenen unternehmerischen Bereiche (wie Personal, IT etc) zwischen den einzelnen Partnern aufzuteilen.
Grundsätzlich wichtige Skills als Anwalt bzw Anwältin sind:
- Durchsetzungskraft
- Schlagfertigkeit
- Verlässlichkeit
- Geduld
- Flexibilität
Was glauben Sie, ist das größte Vorurteil gegenüber Familienkanzleien? Warum stimmt es vielleicht nicht?
Vielleicht denken manche, dass der Erfolg auf der vorherigen Generation beruht. Aber die Anwaltei ist mittlerweile ein schnelllebiges Geschäft. Man kann sich als Anwalt nicht auf einen „alten“ Erfolg ausruhen, man muss die Mandanten immer wieder selbst von sich überzeugen.
„Als Frau muss man sehr taff sein, um erfolgreich zu sein“ – woher glauben Sie, kommt diese Aussage? Ist sie heutzutage noch relevant?
Diese Aussage stammt wohl aus einer Zeit, in der Frauen noch wenig Führungspositionen besetzt haben und Frauen den Führungsstil von Männern kopieren wollten.
Ich denke sowohl Männer, als auch Frauen müssen heutzutage im Leben Durchhaltevermögen und Durchsetzungskraft haben, um ihr Ziel zu erreichen und letztlich somit Erfolg zu haben. Ich denke aber nicht, dass man als Frau einen harten Führungsstil und hartes Auftreten benötigt und zudem unempfindlich sein muss, um Erfolg zu haben. Es kommt also auch darauf an, wie man „taff“ definiert.
Was hätten Sie in Ihrer Karriere gern früher gewusst?
Dass mich Strafrecht in der Praxis nicht interessiert 😊 Ich habe in meinem Studium sehr viel im Bereich Strafrecht gemacht, erst in der Praxis habe ich dann erkannt, dass mich andere juristische Bereiche, zB Familienrecht, viel mehr interessieren. Ich hätte im Rahmen meines Studiums wohl eine andere Spezialisierung gemacht, wenn ich das Interesse für Familienrecht schon früher erkannt hätte.
Wie kann man sich im Burgenland am besten mit Kolleginnen und Kollegen vernetzen?
Im Burgenland gibt es alljährlich ein Richter- & Anwaltstreff, diese Veranstaltung bietet sich gut an, um mit Kolleginnen und Kollegen außerhalb des Gerichts ins Gespräch zu kommen. Aber auch andere diverse Seminare und Veranstaltung im Burgenland bieten diese Möglichkeit.
Welchen ultimativen Karrieretipp haben Sie für junge Frauen?
Erfahrungen sammeln, Erfahrungen austauschen, aber immer sich selbst treu bleiben und seine eigenen Stärken nutzen.