Vor Prüfungen stellt man sich immer wieder die gleichen Fragen:
Habe ich genug gelernt?
Bin ich gut vorbereitet?
Werde ich es schaffen?
Diese Anspannung ist bei vielen Student:innen vor wichtigen Prüfungen spürbar. Lampenfieber sowie etwas Aufregung schaden jedoch nicht: Ein aufkommendes flaues Gefühl in der Magenregion und ein dadurch verbesserter Fokus auf die bevorstehende Klausur, steigert oftmals auch die eigene Leistung. Bis zu einem gewissen Grad ist Nervosität vor einer Prüfung daher sogar wünschenswert.
Von Prüfungsangst spricht man jedoch, wenn Nervosität in Furcht und Lampenfieber in Angstzustände umgewandelt wird. In schlimmen Fällen kann sich dies zu einer psychischen Störung entwickeln, die das Lernen sowie das Bestehen einer Prüfung unmöglich machen und eine professionelle Therapie oftmals der einzige Ausweg ist.
Wenn sich die Angst auf eine Prüfungssituation bezieht, die bedrohlich empfunden wird, spricht man von Prüfungsangst, einer Unterart der Angst.
Von Angst spricht man wiederum, wenn der Organismus auf eine bedrohliche Situation reagiert. Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Schwitzen, Herzklopfen, Kreislaufprobleme und Aufregung können dabei miteinhergehen.
Prüfungsangst kann auf unterschiedliche Weise ausgelöst werden, beispielsweise durch die Befürchtung, eine Prüfung nicht zu bestehen. Negative Erzählungen Dritter oder unangenehme Vorgeschichten können mögliche Ursachen hervorrufen.
Dabei handelt es sich um Selbstattribution, ein Zustand, in dem man sich selbst beispielsweise schon vor der Prüfung für deren Ausgang verantwortlich macht, ohne bestimmte Faktoren zu berücksichtigen. Faktoren, wie die Laune des Prüfers, die Tagesverfassung, die Uhrzeit etc. werden hier außer Acht gelassen. Aus dem Gedanken, für die Situation verantwortlich zu sein, entstehen Versagensängste oder Angst vor unzureichender Leistung.
In vielen Fällen ist die Versagensangst nicht mehr kontrollierbar, das Lernen fällt schwerer – darunter leidet auch die Vorbereitung auf die nächste Prüfung. Insofern verstärkt sich auch die Angst, bestimmten Leistungssituationen nicht mehr gewachsen zu sein.
Nicht jeder Anflug von Aufregung ist eine ernstzunehmende Prüfungsangst. Bestimmte Symptome, die auf eine Prüfungsangst hindeuten – vor allem, wenn sie vermehrt auftreten – sollten jedoch ernstgenommen werden.
Die eigene Prüfungsangst kann man in vielen Fällen selbst bekämpfen. Zunächst solltest du Ursachenforschung betreiben, um herauszufinden, wo der Ursprung deiner Angst herkommt und wodurch sie ausgelöst wird. Hier zeige ich dir sechs einfache Tipps, wie du Klausuren ohne seelischen Druck entgegentreten kannst.
1. Überprüfung der eigenen Einstellung
Etwas Aufregung und Nervosität vor einer Prüfung zu verspüren ist normal. Wo kommt also deine Angst her? Versuche zunächst die Ursache deiner Angst zu ergründen.
2. Bleibe realistisch und überfordere dich nicht
Wer seine Gedanken nach Spitzenleistungen und seinen Perfektionismus verwirft, entspannt sich fast automatisch. Denke an deine bereits erfolgreich abgelegten Prüfungen, an deine Stärken und an dein Können. Verschaffe dir zuallererst einen Überblick, was in der Prüfung von dir gefordert wird und was dies für den Lernaufwand bedeutet. Welche Dinge beherrscht du schon? Wo weist du noch Lücken im Prüfungsstoff auf? Wenn du weißt, was auf dich in dieser Prüfung zukommt, kannst du den Ausgang sowie die Situation realistisch betrachten.
3. Versuche dich zu entspannen
Unruhe macht sich in dir breit und die Angst vor der anstehenden Prüfung überkommt dich? Versuche dich zu entspannen, indem du deine Augen für einen Augenblick schließt und ein paar Mal tief durchatmest. Ebenso kann ein kurzer Spaziergang oder eine Sporteinheit dabei helfen, böse Gedanken zu lösen. Yoga-Übungen oder autogenes Training sind hilfreich, um sich zu entspannen und Stress abzubauen. Finde einen Weg, der dir hilft, wenn du dich wieder einmal in einer Situation der Panik befindest.
4. Denke positiv!
Ab diesem Zeitpunkt gehören Sätze wie „Ich schaffe das nicht“ oder „Ich kann überhaupt nichts“ nicht mehr in unsere Gedanken, da sie schlichtweg nicht stimmen. Zu Beginn fällt es vielleicht etwas schwer, aber versuche deine innere Einstellung in „Ich schaffe das“ zu ändern.
5. Mache dir selbst Mut
Anstelle von „Ich werde das nicht schaffen“ solltest du dir Folgendes sagen: „Ich will die Prüfung schaffen und werde alles tun, diese zu bestehen“. Statt „Wenn ich Angst habe, ist alles vorbei“ soll es nun „Ich lasse mich von meiner Angst nicht beeinflussen und werde die Prüfung schaffen“ heißen. Sei aber vorsichtig bei Selbstüberschätzung! Deine Ziele sollten daher immer realistisch und greifbar bleiben. Anstelle von „Ich habe keine Angst“ heißt es dann „Auch wenn die Angst hervortritt, bleibe ich ruhig und lasse mich davon nicht klein kriegen“.
6. Richtige Vorbereitung
Ab und an ein paar Notizen auf ein Stück Papier schreiben, ziellos durch Bücher zu blättern oder hier und da Begriffe unterstreichen – dies ist nicht der optimale Weg, sich auf eine Prüfung vorzubereiten. Motivation, Eigeninitiative und Ehrgeiz gehören hier dazu. Versuche daher, dir einen Lernplan sowie einen Zeitplan zu erstellen, der dich in deiner Vorbereitung unterstützt.
Vielen Student:innen, die an Prüfungsangst leiden, fällt es schwer sich einzugestehen, dass sie ihren Lernalltag nicht mehr allein bestreiten können. In manchen Fällen ist die Prüfungsangst schon so weit ausgeprägt, dass man Hilfe benötigt, um dem Teufelskreis aus Panik, Angst und Blackout zu entkommen. In diesen Fällen sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden, die an vielen Universitäten als „psychologische Betreuung“ angeboten wird. Dort trifft man Profis, die sich mit den Problemen der Studentinnen und Studenten auskennen und auch im Bereich der Prüfungsangst behilflich sein können.
Wichtig ist, immer zu wissen, dass man nicht allein ist und es nicht schlimm ist, sich Hilfe zu holen!